Nach Hyperpop, Trap oder Gangsterrap begibt die Königin der Selbstinszenierung sich auf „kings sagen king“ nun in die Gefilde des düsteren Dancehalls. Fürs Album arbeitete Hayiti mit dem Dancehall- und Afrobeat-Produzenten DJ Triplet zusammen. Mit ihm coverte sie auch den Dancehall Hit “Chip Lock” vom jamaikanischen Musiker Vybz Kartel. Auf “chipglock” rappt Haiyti auf deutsch über die um ein paar Hi-Hats ergänzten Beats des umstrittenen jamaikanischen Gangster Rappers, der 2014 wegen Mordes in Haft saß. Haiytis eindringlich flüsternd heisere Tonlage verwandelt den Vybz Kartel Song in eine düstere, aber tanzbare Liebeserklärung an Gang-Boss-Habitus, die vor dem Hintergrund der Verurteilung des Rappers polarisiert.
Das Lowlight des Albums ist ein Feature von Jan Delay. Auf „die nacht ruft“ krakeelt das Hamburger Urgestein im Refrain gelangweilt über Dub-Klänge. Zwei Features, die besser funktionieren, finden sich auf „grund zu gehn“. Hier singen der Jamaikaner Projexx und der auf Schweizerdeutsch rappende Stereo Luchs auf Marimba und Shaker getragenen Sommerbeats. Gerade der Kontrast der beiden Stimmen zeigt Haiytis Liebe für gewollte Stilbrüche und Kontraste, die sich beim Hören im Kopf einnisten. Auf dem Glanzstück des Albums „movie star“ hat Haiyti sich einen sehr unverbraucht klingenden Trettmann mit an Bord geholt. Der rappt ungeniert Zeilen wie „Trettmann und Haiyti für n Pulitzer“ und klingt dabei angenehm vehement.
Nach den beiden sehr poppigen und in der Presse gelobten Alben „Montenegro Zero“ und „Sui Sui“ ist es seit 2020 in den Mainstream-Medien wieder ruhiger um Haiyti geworden. Die Künstlerin released auch „kings sagen king“ nach kurzem Intermezzo mit Universal und Warner vor vier Jahren wieder selbst. Clubs füllt die Hamburgerin nämlich auch als Self-Release auf eigenem Label und auch Szene-Festivals haben Haiyti auf dem Schirm, sobald es um die Essenz guten Raps geht. So bedient Haiyti auch auf ihrem neuen Album wieder den Sweetspot zwischen Fame und Underground.
Das Album „kings sagen king“ ist am 14. Juni auf dem Label Hayati Records erschienen. Das Album der Woche gibt es täglich um 08:40 Uhr und 10:40 Uhr im Radioprogramm von Oldenburg Eins. Jeden Tag der Woche spielen wir ein neues Lied der Platte.